Stegelitz

Die Johann-Georg-Hartmann-Orgel zu Stegelitz
- eine Kostbarkeit mitteldeutschen Orgelbaus des 18. Jahrhunderts

Johann-Georg-Hartmann-Orgel zu StegelitzSachsen und Thüringen haben ihren Ruf als historische Orgellandschaften mit Instrumenten Gottfried Silbermanns, Heinrich Gottfried Trosts und anderer Berühmtheiten des Orgelbauhandwerkes längst gefestigt. Die mitteldeutschen Orgelbaumeister Joachim Wagner, Zacharias Hildebrandt, Christoph Cuntius und Johann Adolarius Papenius sind jedem Orgelfreund ein Begriff. Zu Unrecht war bis vor kurzem die Geschichte der Orgelbautradition in und um Magdeburg im 17. und 18. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit geraten. Dennoch, Magdeburg war zu der damaligen Zeit ein reges Zentrum des Orgelbaus. So dürfte zu etwas früherer Zeit Esaias Compenius I. als einer der wichtigsten Meister genannt werden. Rund einhundert Jahre später (etwa 1690) kam mit Arp Schnitger der wohl repräsentativste Vertreter norddeutschen Orgelbaus in die Stadt. Bis etwa 1709 schuf er mehrere Orgelneubauten und Umbauten. Mehrere Meisterschüler arbeiteten in seiner Werkstatt, u.a. Matthäus Hartmann, welcher 1712 eine große dreimanualige Orgel für die Stadtkirche zu Wanzleben schuf. Unbedingt erwähnt werden müssen Heinrich Herbst, die Familie Treutmann und Johann Georg Hartmann. Von letzterem wissen wir bis heute nicht, ob er in einem familiären Verhältnis zu Matthäus Hartmann stand. Auch sind seine Lebensdaten bisher weitgehend im Dunkeln. Erstmals ist er nachweisbar im Orgelkontrakt von Körbelitz (1739) im Zusammenhang mit der "Domprobstey". 1742 wurde die Körbelitzer Orgel durch den damals berühmten Domorganisten Georg Tegetmeyer (1687-1764) eingeweiht. 1744 erfolgte die Einweihung einer Orgel in Meßdorf (Altmark). 1744/45 baute Hartmann ein Instrument für Olvenstedt bei Magdeburg. Desweiteren kann man ihn bei Reparaturen u.a. in Welsleben und Langenweddingen, auch in Ottersleben nachweisen. In Niederndodeleben erweiterte er 1752/ 53 die Orgel um ein Brustwerk.

"Zum Michaelis Anno 1748 ist diese Orgel zur Perfection gekommen und so gleich eingeweihet. D. Silber. zeitiger Kantor", so lautet die Inschrift auf einer Pfeife des Registers Posaune in der Orgel zu Stegelitz. Am reich geschnitzten, schön und edel gestalteten Orgelprospekt finden sich die Wappen der Patrone von Wulffen und Ledeburg, welche das Instrument gestiftet hatten. Die über zweihundertfünfzigjährige Orgel ist in ihrem nahezu originalen Erhaltungszustand ein einmaliges Denkmalsinstrument des Magdeburgischen Orgelbaus der Barockzeit. So kam es im 19. Jahrhundert lediglich zu geringfügigen Veränderungen.

Bis in die fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts war die Orgel in Gebrauch. Der Zustand hatte sich mittlerweile so stark verschlechtert, daß das Instrument über Jahrzehnte zum Schweigen verurteilt war. Endlich wurde die dringend notwendige Restaurierung möglich. Zu Pfingsten 1997 vollendete die Orgelbauwerkstatt Hillebrand in Altwarmbüchen bei Hannover die Arbeiten. Die Wiedereinweihung war mit einem großen Fest verbunden, in dessen Rahmen unter anderem der jetzige Magdeburger Domorganist Barry Jordan und Prof. Harald Vogel auf der Orgel musizierten. Seitdem findet jährlich der Stegelitzer Orgelsommer mit namhaften Interpreten aus dem In- und Ausland statt.

Die nachfolgend aufgeführten Register verzaubern mit ihrem Klang die Hörer:

Manual:
(Tastenumfang C, D - c3) 
Pedal:
(Umfang C, D - d1) 
Principal 4 Fuß Sub Baß 16 Fuß
Gedackt 8 Fuß Octav 8 Fuß
Quintadehna 8 Fuß Octav 4 Fuß
Spitzfloite 4 Fuß Posaune 16 Fuß
Quinta 3 Fuß  
Octav 2 Fuß Spielhilfen:
Super Octav 1 Fuß Pedalcoppel
Mixtur 4fach Tremulant
Clarine 8 Fuß Cymbelstern

Zwei Keilbälge liefern den Wind.

Die Schalenglocken des Glockenspiels im Manual, dessen Hammermechanismus noch vorhanden ist, müssen rekonstruiert werden.

 

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